In Plastik verpackte Obststücke.

Neue EU-Verordnung Ab 2030 soll jede Verpackung recycelbar sein

Stand: 24.04.2024 05:32 Uhr

Große Pakete, die mehr Luft als Produkt enthalten, soll es in der EU künftig nicht mehr geben. Ketchup-Plastiktüten und kleine Shampoo-Spender auch nicht. Das sieht eine Verordnung vor, über die das Parlament heute abstimmt.

In der EU sammelt sich immer mehr Verpackungsmüll an und das Recycling hält damit nicht Schritt. Jeder Einwohner in Deutschland sammelt jedes Jahr rund 225 Kilogramm Verpackungsabfälle an - so viel, wie etwa drei Waschmaschinen wiegen. Und die Tendenz ist steigend. Dem will die neue EU-Verpackungsverordnung etwas entgegensetzen.

"Durch die neuen europäischen Vorschriften zur Reduzierung des Verpackungsmaterials werden die Mülltonen zu Hause nicht mehr so schnell überquellen", sagt die SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt. Es wird Schluss sein mit Versandpaketen, die mehr Luft als Produkt enthalten. Und auch mit klareren Hinweisen auf den Verpackungen vereinfachen wir die richtige Mülltrennung zu Hause."

Bleiben dürfen die Holzschälchen

Insgesamt soll die Menge an Verpackungsmüll bis 2040 um 15 Prozent sinken - verglichen mit dem Basiswert aus dem Jahr 2018. Dafür soll die EU unter anderem auf mehr Mehrweg umsteigen, ähnlich wie es in Deutschland bereits gängig ist - durch Pfandsysteme für Einwegplastikflaschen oder Aluminiumdosen. Allerdings sind auch Ausnahmen vorgesehen.

"Beim Versandhandel gibt es keine Pflicht, auf das Thema Mehrweg zu gehen, wenn man nachhaltige Materialien nutzt, die eine hohe Recyclingquote haben", sagt der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese. Bestimmte Wegwerfverpackungen sollen aber ganz verboten werden. Das betrifft die Ketchup-Plastiktüten oder die kleinen Shampoo-Spender, wie man sie aus Hotels kennt. Auch darf leichtes Obst und Gemüse unter anderthalb Kilo in Zukunft nicht mehr in Wegwerf-Plastikverpackungen verkauft werden.

Bleiben dürfen dagegen Holzschälchen, in denen der Camembert liegt, ebenso Papiertütchen für Salz oder Pfeffer. "Es ist uns gelungen, in den Verhandlungen mit dem Ministerrat diese ganzen Verbote auf Plastik zu begrenzen. Es gibt also keine Verbote für Materialien aus Papier", erklärt der CDU-Europaabgeordnete Liese.

"Gute Nachricht für Verbraucher und Umwelt"

Von 2030 an soll grundsätzliche jede Verpackung recycelbar sein. Ebenso reglementiert die neue Verordnung den Einsatz gesundheitsschädigender Stoffe in Verpackungen, die direkt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen: Dazu zählen sogenannte PFAS - also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen - oder Bisphenol A, dem unter anderem die WHO hormonähnliche Wirkung zuschreibt. Die Stoffe werden häufig verwendet, um Lebensmittelverpackungen aus Papier und Pappe feuer- oder wasserdicht zu machen.

"Neue Grenzwerte für gesundheitsschädliche PFAS-Ewigkeitschemikalien in Lebensmittelverpackungen werden auch den Gesundheitsschutz erhöhen", sagt SPD-Umweltpolitikerin Burkhardt. Die neuen Regeln für Verpackungen in der Europäischen Union seien "nicht nur eine gute Nachricht für die Umwelt, sondern auch für Verbraucherinnen und Verbraucher". Die neue Verordnung ersetzt eine fast 30 Jahre alte Richtlinie und soll von 2025 an nach und nach wirksam werden.

In einer früheren Version des Artikels las sich die Formulierung so, als zähle Bisphenol A ebenfalls zu den PFAS. Dies haben wir korrigiert.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen
Paul Vorreiter, ARD Brüssel, zzt. Straßburg, tagesschau, 23.04.2024 20:24 Uhr